Zwischen Hörsaal und Rennstrecke – Rennrad-Fahrer Leonard Allmann, 21, studiert im 2. Semester Logistik- und Mobilitätsmanagement an der Hochschule Heilbronn. Kürzlich bekam er das Spitzensport-Stipendium der Heilbronner Hochschulen verliehen. Wie ihn dieses unterstützt und was er an seinem Sport besonders liebt, hat ihn HHN-PR-Redakteurin Gila Hoch gefragt. (Titelbild: Leonard Allmann. Foto: Nico Kurth / Spitzensport-Stipendium)
Wann haben Sie mit dem Rennrad-Fahren angefangen?
Vor zwei Jahren, davor war ich aktiver Ruderer im Leistungssport. Leistungssport mache ich also schon seit 10 Jahren. Beim Rudern hatte ich das Gefühl, alles gesehen zu haben. Nachdem das Olympische Komitee meine Gewichtsklasse – das Leichtgewichtrudern – abgeschafft hat, bin ich aufs Rennrad umgestiegen. Begonnen habe ich während der Corona-Pandemie. Da habe ich mir ein Rennrad gekauft, weil wir nicht Rudern durften. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mit den Rennen angefangen habe. Dabei habe ich schnell ein paar neue Freundschaften geschlossen und bin dabeigeblieben.
Was macht Ihnen am Rennradfahren am meisten Spaß?
Dass man viel herumkommt. Ich komme ursprünglich aus Münster. Als ich nach Heilbronn gezogen bin, konnte ich so gleich die Gegend kennenlernen. Außerdem bin ich gerne viel Draußen. Man kann es alleine oder zusammen mit Freunden machen. Und natürlich, dass man körperlich an seine Grenzen gehen kann.
Was war Ihr bisher größter Erfolg beim Rennradfahren?
Ich würde sagen, der Sieg letztes Jahr in Krefeld und dieses Jahr beim Heimrennen in Heilbronn. Gerade weil ich noch nicht so lange in der Sportart aktiv bin, freue ich mich sehr darüber. Ich bin auch in einem Stuttgarter Bundesliga-Team. Da fahren wir dann die Bundesliga-Rennen.
Wie oft findet das Training der Bundesligamannschaft statt?
Beim Radsport ist es anders als bei klassischen Mannschaftssportarten. Eigentlich trainiert jede*r für sich und man sieht sich dann auf den Rennen. Mit den anderen aus Team, die auch in Heilbronn sind, trainiere ich manchmal zusammen. Manchmal gibt es Trainingslager.
Haben Sie schon mal ans Aufhören gedacht, weil Ihnen alles zu viel wurde?
Ja, auf jeden Fall. Wenn man beispielsweise 3 Stunden Anfahrt zu einem Wettkampf hat und nach 10 Kilometern im Rennen wegen eines Plattens ausscheidet, dann ist das schon frustrierend. Auch, dass man zu jeder Jahreszeit und auch in Prüfungszeiten immer raus und trainieren muss, ist manchmal anstrengend.
Was motiviert Sie, durchzuhalten?
Ich merke dann doch jedes Mal, dass es mir fehlt, wenn ich mal nicht Radfahren kann. Es ist aber auch viel Gewohnheit dabei. Ich habe schon als Kind angefangen und wenn ich mal einen Tag keinen Sport machen kann, fühlt es sich komisch an. Mit der Zeit entwickelt man auch eine gewisse Resilienz gegen Widrigkeiten. Außerdem ist man in der Szene auch irgendwann vernetzt und trifft Freunde. Es macht Spaß und man hat eine gute und lustige Zeit zusammen, auch wenn man sportlich miteinander konkurriert.
Haben Sie viel Unterstützung von Zuhause bekommen?
Auf jeden Fall. Der Radsport ist auch sehr Materialintensiv. Wenn man kein Profi ist, bekommt man das Material nicht gestellt. Ich bin sehr froh, dass meine Eltern mich dabei sehr unterstützen.
Warum haben Sie sich für das Studium Logistik- und Mobilitätsmanagement entschieden?
Ich fand schon immer spannend, wie Flughäfen und Häfen gemanagt werden. Es ist schon sehr faszinierend, wie beispielsweise am Hamburger Hafen alles so reibungslos abläuft. Bei meiner Recherche hat mich der Studiengang an der HHN gleich angesprochen. Auch der starke Praxisbezug.
Haben Sie bei der Studienplatzwahl auch an Ihre sportliche Karriere gedacht?
Ich habe schon darauf geachtet. Wenn du Rennrad fahren willst und zum Beispiel mitten in Berlin wohnst, ist es eher unpraktisch. Zu meinem Bundesliga-Team bin ich allerdings erst gekommen, als ich schon in Heilbronn gewohnt habe. Die Rennen sind meist deutschlandweit oder auch darüber hinaus verteilt. Von den größeren Rennen findet in etwa eines im Monat statt.
Ihr gleichzeitiges Pensum an Training, Rennen und Studium ist hoch. Ist Ihnen das Spitzensport-Stipendium eine Hilfe bei der Bewältigung dessen?
Auf jeden Fall. Es ist mir zum Bespiel nicht möglich, noch einem Nebenjob nachzugehen. Wenn ich nicht so viel Sport machen würde, würde ich das gerne tun, um mir etwas dazu zu verdienen. Auch die Unterstützung der Hochschule durch extra Tutorien oder dass ich Wochenend-Veranstaltungen wegen Rennen früher verlassen darf, kommt mir sehr entgegen. Dabei hat mich Jan Willner, der Spitzensport-Beauftragte der Heilbronner Hochschulen, unterstützt. Insgesamt schafft das Stipendium auch bei den Lehrenden mehr Bewusstsein für die Situation.
Sammeln Sie etwas?
Teile fürs Rad. Da sammelt sich immer etwas an. Ich bin immer am Gucken, womit ich meine Ausrüstung noch verbessern könnte. Es macht mir auch Spaß, daran rumzuschrauben.
Haben Sie dafür eine eigene Garage?
Schön wär`s (lacht). Momentan steht alles bei mir im Zimmer. Zuhause bei meinen Eltern habe ich da etwas mehr Ordnung drin. Zurzeit habe ich drei Rennräder und mein altes Einsteigerrad. Dazu noch in Heilbronn und bei meinen Eltern ein Stadtrad. Man könnte aber immer noch eines mehr haben (lacht). Ich fahre auch zur Hochschule und im Allgemeinen mit dem Rad und der Bahn.
Kommen Sie auch noch dazu, sich mit Freuden zu treffen, auszugehen?
Es ist alles eine Frage des Zeitmanagements. Ich komme schon noch dazu, Freunde zu treffen, man muss sich nur gut organisieren.
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Alles mit Nudeln. Und generell alles, wenn ich mal zu Hause bei meinen Eltern bin.
Welchen Snack haben Sie auf Reisen und Wettkämpfen immer dabei?
Ich bin ein großer Fan von Gummibärchen in jeglicher Form. Die habe ich immer dabei und esse auch welche beim Training.
Sportlicher Lebenslauf
Vor seiner Karriere mit dem Rennrad war Leonard Allmann aktiver Ruderer. Zwischen 2020 und 2024 hat er mehrere deutsche Meister- und Vizemeistertitel gewonnen. Bei der Weltmeisterschaft der Unter-23-Jährigen (U23) im Jahr 2023 hat der den 4. Platz belegt.
Er hat die Sportart gewechselt, nachdem die Leichtgewichtsklasse im Rudern nicht mehr durch den Verband gefördert wurde.
Seit 2025 startet er für das Rennrad-Team „Racing Students Stuttgart“ in der 1. Bundeliga. Für die Bundeliga hat er sich durch Erfolge in Amateurrennen in den letzten 2 Jahren qualifiziert. Auch beim Rennradfahren hat er bereits so manches Siegertreppchen erklommen, darunter den 1. Platz bei Rund um Fischeln (2024), den 2. Platz bei Rund um Paderborn (2024) und den 3. Platz Rund um Pullheim (2024). Zuletzt hat er den Interstuhl-Cup 2025 in Heilbronn gewonnen.