Rennradfahren ist seine Leidenschaft. Sogar den Weg von Böblingen zur HHN legt Florian Mast mit dem Rad zurück und absolviert damit gleichzeitig einen von insgesamt sechs Trainingstagen in der Woche. Warum er sich für das Studium Betriebswirtschaft und Unternehmensführung an der HHN entschieden hat und wie er es im Winter schafft, sich zum Radfahren zu motivieren, verrät er im Interview mit PR-Redakteurin Gila Hoch.
In welchem Alter haben Sie angefangen Rennrad zu fahren?
Ich habe mit 12 Jahren angefangen, im Verein Rennrad zu fahren. Mein Vater hat mich mitgenommen. Er fährt selbst Rennrad und kannte ein paar Leute im Verein in Öschelbronn. Ich habe damals Fußball gespielt, aber es hat mir nie so richtig gut gefallen. So ist das damals ins Laufen gekommen.
Was gefällt Ihnen am Rennradfahren besonders gut?
Ich sage immer, Radfahren ist manchmal die allerschönste Sportart und manchmal die schlimmste. Man hat viele Komponenten aus anderen Sportarten: viel Natur, Adrenalin, Geschwindigkeit. Radfahren lässt sich alleine ausüben, obwohl es eigentlich eine Teamsportart ist.
Inwiefern?
Viele denken beim Radfahren an eine Einzelsportart, weil am Schluss eine Person auf dem Siegertreppchen steht. Es ist aber gar nicht möglich, ein Rennen ohne ein Team zu gewinnen. Die Teamtaktik ist extrem wichtig. Jedes Team hat einen Teamkapitän, der auf die Gesamtwertung fährt und die volle Unterstützung der anderen Teamkollegen hat. Der Großteil des Energieverbrauchs, den man beim Radfahren benötigt, kommt vom Luftwiderstand. Wenn man ein Team hat, dass einen vor dem Wind beschützt, hat man einen enormen Vorteil. Oder wenn man einen Defekt hat, wie beispielsweise einen Platten, ist es ohne Teamunterstützung extrem schwierig, sich wieder an die Spitze vorzuarbeiten.
Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Ich würde sagen, als ich letztes Jahr den 3. Platz beim Bundesligarennen in Karbach gemacht habe. Im Team haben wir dieses Jahr die Race Days in Stuttgart gewonnen. Darüber haben wir uns ganz besonders gefreut, da es unser Heimrennen ist.
Haben Sie schon mal dran gedacht, mit dem Rennradfahren aufzuhören, weil Ihnen alles zu viel wurde?
Im Winter Rad zu fahren kann manchmal schon sehr zermürbend sein. Es ist schon eine Sportart, die bei schlechtem Wetter wenig Spaß macht. Aber übers Aufhören habe ich noch nie ernsthaft nachgedacht. Es gibt immer die Aussicht auf besseres Wetter und darauf dass die Arbeit, die man im Winter ins Training steckt, sich lohnt.
Wie sieht Ihre persönliche Motivationsstrategie aus, um den inneren Schweinehund zu überwinden?
Dafür gibt es viele kleine Tricks (lacht). Kaffee zum Beispiel. Und man muss tatsächlich viel essen während dem Radfahren, weil man viele Kohlenhydrate verbraucht. Im Winter hilft es dann, auch mal unkonventionelle Dinge mit ins Training zu nehmen, die helfen, sich darauf zu freuen. Letzten Winter habe ich gerne Lebkuchen zum Training mitgenommen. Aber im Endeffekt muss man eben oft einfach durch.
Hatten Sie einmal ein besonders lustiges oder bemerkenswertes Erlebnis bei einem Rennen?
Bei einem Etappenrennen dieses Jahr musste an zwei Tagen hintereinander das Rennen abgebrochen werden. Dann saßen alle Fahrer circa 3 bis 4 Stunden auf einer Wiese rum und haben gemeinsam gewartet und das Beste daraus gemacht. Das war lustig.
Wie schätzen Sie das Verletzungsrisiko bei den Rennen ein?
Das ist definitiv vorhanden. Vor allem, weil es bei den Geschwindigkeiten, die bei den Abfahrten zustande kommen, bei einem Sturz wirklich fies ausgehen kann. Da will man manchmal lieber gar nicht drüber nachdenken. Aber man kann die Sicherheit schon auch beeinflussen. Zum Beispiel indem man nicht in jede Lücke reinfährt und möglichst vorausschauend fährt. Ich hatte bisher immer Glück.
Wie häufig trainieren Sie?
In der Regel so 5 bis 6 Mal in der Woche auf dem Rad. Vor allem im Winter kommt dann noch Krafttraining dazu oder andere Ausgleichssportarten. Mit dem Team eher selten, weil meine Kollegen aus ganz Baden-Württemberg kommen. Aber das ist eine der schönen Seiten des Sports: Dass man auch mit Freunden trainieren kann, die nicht im eigenen Team fahren.
Und wie häufig finden Rennen statt?
Im Sommer eigentlich jedes Wochenende. Wir besprechen dann gemeinsam im Team, an welchen Rennen wir teilnehmen.
Warum haben Sie sich für das Studium Betriebswirtschaft und Unternehmensführung an der Hochschule Heilbronn entschieden?
Da kamen mehrere Aspekte zusammen. Der Studiengang hat mir sehr zugesagt. Ich habe ein großes Interesse an Wirtschaft und wirtschaftlichen Zusammenhängen. Gleichzeitig wird in Heilbronn das Spitzensport-Stipendium angeboten und es ist nicht allzu weit von meinem Heimatort entfernt. Ich komme aus der Nähe von Böblingen. Um zu den Rennen zu fahren treffen wir uns immer alle in Stuttgart. Auch da ist es von Vorteil, an der Hochschule Heilbronn zu studieren.
Wollten Sie schon immer studieren?
Eigentlich schon. Es ist noch schwieriger, eine Ausbildung neben dem Spitzensport zu machen. Der Zeitaufwand ist noch höher und je nach Ausbildung auch die körperliche Anstrengung.
Hilft Ihnen das Spitzensport Stipendium dabei, die Doppelbelastung von Studium und Sport zu bewältigen?
Ja auf jeden Fall. Für das 2. Semester habe ich vom Spitzensport Stipendium eine Tutorin gestellt bekommen, die mir bei der Prüfungsvorbereitung hilft. Und es ist sehr hilfreich, immer eine Anlaufstelle zu haben, an die man sich wenden kann. Auch die finanzielle Unterstützung hilft.
Sammeln Sie etwas?
Nicht im klassischen Sinne. Aber ich „sammele“ meine Trainings- und Wettkampffahrten auf einer Website. Da sieht man dann genau, wo auf der Welt ich schon langgefahren bin. Das fühlt sich an wie sammeln. Ich plane meine Routen oft so, dass ich Strecken fahre, die ich vorher noch nicht gefahren bin. Insgesamt bin ich bisher circa 60 bis 70000 Kilometer gefahren.
Fahren Sie eher mit dem Auto oder mit der Bahn?
Nach Stuttgart zum Beispiel fahre ich häufig mit dem Rad. Das verbinde ich dann mit Training. Zur Hochschule fahre ich auch mit dem Rad, das ist sehr schön am Neckar entlang. Von meinem Heimatdorf aus sind das circa 90 Kilometer. Ich müsste ja sonst sowieso trainieren, das spart dann Zeit.
Kommen Sie noch dazu, Freunde zu treffen, auszugehen?
Einerseits ist es so, dass viele meiner Teamkollegen Freunde sind. Und auch sonst ist es möglich, noch ein sehr gesundes Privatleben zu führen. Vor allem im Winter.
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Ich mag einiges. Aber mein Lieblingsessen ist wahrscheinlich Spaghetti Bolognese.
Welchen Snack haben Sie immer beim Training oder Rennen dabei?
Banane ist ziemlich praktisch beim Radfahren, da die Schale eine natürliche Verpackung ist. Banane geht eigentlich immer, die habe ich immer dabei.
Sportlicher Lebenslauf
Florian Mast fährt Rennrad im Verein seit er 12 Jahre alt ist. Seit dieser Saison startet er in der Radbundesliga der Erwachsenen für das Team Equipe Stuttgart-Vaihingen.
Zuvor konnte er in der Altersklasse U19 verschiedene Erfolge einfahren:
2024 belegte er bei der Landesmeisterschaft Baden-Württemberg den 2. Platz, beim Bundesliga Rennen in Karbach den 3.Platz.
Zudem erreichte er Top 10-Platzierungen bei den Bundesliga Rennen in Gippingen, Offenbach und bei der Internationalen Etappenfahrt in Cottbus.
Er gehört dem Nachwuchskader 2 im Bereich Radsport Straße/Bahn des Bund Deutscher Radfahrer an.