Eine junge Frau in schwarzer Sportkleidung mit einem bronzefarbenen Tanzschuh auf der rechten Hand

„Ich denke, alles passiert aus einem bestimmten Grund“

Gila Hoch|27.08.2025

Sarah Walz studiert an der Hochschule Heilbronn Logistik- und Mobilitätsmanagement. Mit dem TSZ Weissacher Tal tanzt sie in der Kategorie Lateinformation in der zweiten Bundesliga. Kürzlich wurde sie mit dem Spitzensport-Stipendium der Heilbronner Hochschulen ausgezeichnet. Warum sie der Zukunft ganz entspannt entgegen blickt und was eine Kaffeemühle ist, hat sie HHN-PR-Redakteurin Gila Hoch im Gespräch verraten. (Titelbild: Sarah Walz. Foto: Nico Kurth / Spitzensport-Stipendium)

Wann haben Sie mit dem Tanzen angefangen?

Im Jahr 2018, mit 16 Jahren. Vorher habe ich es kurz mit Tennis versucht, aber das hat mich nicht überzeugt.

Wie sind Sie zum Tanzen gekommen?

Beim Abschlussball meines Tanzkurses hatte die Formation des Vereins in Besigheim einen Auftritt. Das fand ich so toll, dass ich es selbst ausprobieren wollte. Ich habe dann auch in Besigheim angefangen, bin letzte Saison aber nach Weissach im Tal gewechselt.

Was macht Ihnen am Lateinformationstanz besonders viel Spaß?

Zum einen die Gemeinschaft im Team. Wir verbringen viel Zeit miteinander, auch über das Training hinaus. Wir erarbeiten ein Jahr lang gemeinsam die Choreografie und teilen dann gemeinsam den Erfolg beim Turnier. Das macht mir am meisten Spaß.

Wie wird eine Choreografie entwickelt?

Wir haben einen hauptverantwortlichen Trainer, der ist an der Komposition der Musik beteiligt. Daneben haben wir noch zwei weitere Trainer. Sie entwickeln gemeinsam die Schritte und grob die Bilder. Wir lernen dann Tanz für Tanz und die Bilder werden gleichzeitig ausprobiert. Für eine Choreo, die wir an einem Turnier zeigen, brauchen wir ungefähr ein Jahr.

Was ist mit Bildern gemeint?

Das sind Formen beziehungsweise Aufstellungen, die die Paare gemeinsam ausführen. Zum Beispiel wenn aus einem Quadrat ein V wird. Die Choreo geht sechs Minuten lang. Wir sind acht Paare auf der Fläche. Zu Beginn kommt der Einmarsch, am Schluss der Ausmarsch. Die werden nicht gewertet. Dazwischen liegt der Hauptteil mit den lateinamerikanischen Tänzen wie Rumba, Cha-Cha-Cha und so weiter und den Bildern. Dann gibt es noch Highlights die eingebaut werden, wie beispielsweise die Kaffeemühle.

Was ist denn eine Kaffeemühle?

Die Damen sitzen auf einem Bein in der Hocke und werden von den Herren gedreht. Man kann sich das dann wie eine Kaffeemühle vorstellen, deshalb der Name (lacht).

Was war Ihr bisher größter Erfolg beim Tanzen?

Wir haben in der vergangenen Saison in der zweiten Bundeliga den zweiten Platz gemacht und konnten dadurch am Aufstiegsturnier für die ersten Bundesliga teilnehmen. Da haben wir leider nur den sechsten Platz gemacht, aber die Teilnahme am Turnier war schon das Sahnehäubchen. Es wäre toll, wenn wir auch in der nächsten Saison wieder am Aufstiegsturnier teilnehmen und dann einen besseren Platz belegen könnten.

Wie häufig trainieren Sie?

Wir trainieren drei bis vier Mal in der Woche. Es gibt das Techniktraining und das Formationstraining. Aktuell trainieren wir dienstags, alle zwei Wochen mittwochs, freitags und sonntags. Manchmal gibt es auch Trainingslager übers ganze Wochenende.

Haben Sie schon einmal daran gedacht, mit dem Tanzen aufzuhören, weil es Ihnen zu viel wurde?

Ich hatte zwar zwischenzeitlich etwas den Spaß an der Sache verloren. Nach dem Wechsel von Besigheim nach Weissach war ich aber wieder sehr motiviert. Ans Aufhören habe ich bisher noch nicht gedacht.

Gab es ein besonders schönes oder lustiges Erlebnis in Ihrer bisherigen Tanz-Karriere?

Die Stimmung im Training ist insgesamt immer sehr gut und lustig. Der tollste Moment war, als wir bei einem Turnier in Backnang diese Saison den ersten Platz gemacht haben. Wir hatten gar nicht damit gerechnet. Bei der Verkündung ist großer Jubel ausgebrochen (lacht).

Warum haben Sie sich für das Studium Logistik- und Mobilitätsmanagement entschieden?

Vor dem Studium habe ich eine Ausbildung in der Textilbranche gemacht und zwei Jahre in dem Bereich gearbeitet. Dabei habe ich gemerkt, dass die Branche in Deutschland wenig Zukunft hat und alles mehr ins Ausland verlagert wird. Auf einer Messe zur Studienorientierung habe ich mich mit einem Studenten der Hochschule Heilbronn unterhalten, der Logistik- und Mobilitätsmanagement studiert. Es hat sich extrem interessant angehört.

Hat Ihre sportliche Aktivität bei der Wahl des Studienplatzes eine Rolle gespielt?

Ich wollte ungern weiter wegziehen, auch aus finanziellen Gründen. Jetzt bin ich von der Hochschule und vom Tanzverein ungefähr gleich weit weg. Das ist in Ordnung.

Wollten Sie schon immer studieren?

Nein, eigentlich wollte ich nie studieren, weil Lernen ursprünglich nicht so Meins war. Aber eine zweite Ausbildung wollte ich auch nicht machen. Das Studium war dann für mich die beste Wahl.

Haben Sie ein konkretes Berufsziel?

Bisher noch nicht. Ich bin für alles offen. Ich bin da relativ entspannt und schaue einfach, was so auf mich zukommt. Ich denke, alles passiert aus einem bestimmten Grund und zur rechten Zeit.

Hilft Ihnen das Spitzensport-Stipendium dabei die Doppelbelastung von Studium und Leistungssport zu managen?

Ja. Ich habe beispielsweise Unterstützung von Jan Willner, dem Spitzensportbeauftragten, bekommen, bei einer Terminkollision einer Lehrveranstaltung mit dem Aufstiegsturnier. Auch die finanzielle Unterstützung hilft. Ich arbeite aber auch nebenher noch in dem Unternehmen, in dem ich meine Ausbildung gemacht habe. Der Tanzsport ist teuer und wir müssen alles selbst bezahlen und bekommen nichts gestellt. Zum Beispiel die Tanzschuhe. Da kostet ein Paar circa 150 Euro und man benötigt ein bis zwei Paare im Jahr. Dazu kommen die Fahrkosten und sowas wie Schminke.

Sammeln Sie etwas, zum Beispiel Tanzschuhe?

Nee, die stinken (lacht). Die werfe ich weg.

Fahren Sie eher mit der Bahn oder mit dem Auto?

Mit dem Auto.

Kommen Sie neben all dem noch dazu, Freunde zu treffen und auszugehen?

Viele meiner Freunde sind in der Tanz-Community. Mit anderen Freunden treffe ich mich schon auch noch, da ist es aber manchmal schon sehr schwierig, Termine zu finden.

Was ist Ihr Lieblingsessen?

Nudeln mit rotem Pesto und Parmesan.

Welchen Snack haben Sie beim Training oder bei Turnieren immer dabei?

Das ist vielleicht ein bisschen komisch (lacht). So Quetschies, die Kleinkinder sonst essen. Die liegen einem nicht so schwer im Magen. Bei den ganzen Drehungen wird einem dann auch nicht schlecht.

Sportlicher Lebenslauf

Seit 2018 ist Sarah Walz im Latein-Formationstanz aktiv. Begonnen hat in Besigheim, mittlerweile ist sie zur Formation des Tanzsportzentrums Weissacher Tal e.V. gewechselt.

Gemeinsam mit der Formation tanzt Sarah in der zweiten Bundesliga. In dieser Saison konnten sie sich bereits für das Aufstiegsturnier für die erste Bundesliga qualifizieren. Den Sprung in die erste Liga hat die Formation in dieser Saison leider verpasst, will ihn aber in der kommenden Saison wieder angehen.

Lateinformationstanzen ist, im Gegensatz zum Solo- oder Paartanz, das koordinierte Tanzen in einer Gruppenformation von mehr als zwei Paaren. Getanzt wird zu den lateinamerikanischen Tanzarten Samba, Cha-Cha, Rumba, Paso Doble und Jive. In Deutschland ist das Lateinformationstanzen als Wettkampfsport in einem Ligensystem des Deutschen Tanzsportverbands organisiert.