Künzelsau/Kochendorf Juni 2025. Wie verhalte ich mich in einer Gruppe? Wann ist es gut, sich anzupassen – und wann sollte ich lieber „Nein“ sagen? Mit diesen Fragen setzen sich 160 Grundschulkinder der Grundschule Kochendorf drei Tage lang spielerisch auseinander – gemeinsam mit Ritter Friedbert, der Symbolfigur ihrer Schule, und elf engagierten Studierenden des Studiengangs BWL und Sozialmanagement der Hochschule Heilbronn am Campus Künzelsau.
Unter der Leitung von Prof. Sabine Scholl entwickeln die Studierenden im Rahmen eines sozialpsychologischen Seminars ein dreitägiges Workshopkonzept zum Thema Konformität und Gruppenzwang. Ziel ist es, theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen zu verbinden und kindgerecht aufzubereiten. Im kommenden Wintersemester startet der neue Studiengang „Management und angewandte Psychologie im Sozialwesen“ am Campus Künzelsau, welcher die sozialpsychologischen Aspekte intensiv im Studium behandelt.
Um die Kinder in ihrer Lebenswelt abzuholen, entscheiden sich die Studierenden für einen besonderen Zugang: Im Mittelpunkt der Projekttage steht Ritter Friedbert, der Standhafte. Ihn kennen die Kinder bereits gut, denn er begegnet ihnen überall im Schulhaus. Auf seinem Schild trägt er die vier Werte der Schule: fair, höflich, ehrlich, gewaltfrei, die auch im Schulalltag eine zentrale Rolle spielen. Die Studierenden schreiben für die Projekttage eine spannende, kindgerechte Abenteuergeschichte rund um den kleinen Ritter. Diese wird nicht nur erzählt, sondern mit liebevoll gestalteten Bildern und Requisiten lebendig gemacht. Die Kinder begleiten Friedbert in seine Ritterwelt – und lernen dabei auf spielerische Weise, was Gruppendruck bedeutet.
Die Projekttage beginnen jeden Morgen mit einem von den Studierenden kreierten Friedbert-Song, der alle Kinder einstimmt und schnell zum Ohrwurm wird. In interaktiven Übungen und Rollenspielen tauchen die Kinder in die mittelalterliche Welt ein und erleben, wie Gruppennormen entstehen – und wie es sich anfühlt, ihnen zu folgen oder sich bewusst dagegenzustellen. Besonders eindrucksvoll ist die Auseinandersetzung mit Situationen, in denen Gruppen gefährliche Mutproben verlangen. Gemeinsam finden die Kinder heraus, dass es manchmal mutiger ist, „Nein“ zu sagen, als einfach mitzumachen. Sie erleben, wie wertvoll es sein kann, auf sich selbst zu hören, eigenen Ideen zu entwickeln und die eigene Meinung zu vertreten. Besonders das Miteinander steht im Fokus: Unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ erarbeiten die Kinder gemeinsam mit Friedbert Strategien, wie sie sich selbst und anderen helfen können, wenn sie Gruppendruck erleben – sei es auf dem Pausenhof oder im Freundeskreis. Sie lernen, dass sie als Gemeinschaft viel erreichen können – auch wenn sie unterschiedlich sind.
Zum Abschluss der dreitägigen Projekttage singen alle Klassen erneut den Friedbert-Song. Jedes Kind erhält ein Buch über Friedbert sowie einen selbst gestalteten Schlüsselanhänger mit der Botschaft: Wir gehören zusammen – und sind doch verschieden. So enden drei Tage voller Mut, Gemeinschaft und Erkenntnis – ein gelungenes Zusammenspiel von Wissenschaft, Kreativität und pädagogischem Engagement.