Foto von Professorin Anna Hayduk

"Viele Beispiele von Frauen zeigen, dass es möglich ist."

Melanie Müller / Miriam Borgert|07.04.2024

Interview mit Prof. Dr. Anna Hayduk

Name Anna Hayduk

Alter 51

Akademischer Grad Dr.

Aktuelle berufliche Position Professorin im Bereich Business Development in Eastern Europe und Prodekanin für Internationalisierung an der Fakultät International Business

Fachbereich bzw. Forschungsgebiet Culture and Economic Studies Eastern Europe, Intercultural Management und ausgewählte Aspekte im Tourismus Management

Mitgliedschaft in wissenschaftlichen Vereinigungen oder Organisationen Deutsch-Ukrainische Akademische Gesellschaft (DUAG)

Ein Zitat fürs Leben Da gibt es ein ukrainisches Sprichwort:

auf Ukrainisch: У кожного своя вершина. Якщо щодня до неї йти, Хоча б годину, хоча б хвилину,То можна все-таки дійти.

Auf Deutsch: Jeder hat seinen eigenen Gipfel. Wenn man diesen jeden Tag besteigt,selbst für eine Stunde, selbst für eine Minute, kann man ihn erreichen.

Interview

Würden Sie sich bitte kurz in eigenen Worten beschreiben? 

Ich bin lebensfroh, fleißig, geduldig, hartnäckig, aktiv und allgemein zum Leben und den Menschen gegenüber positiv eingestellt.

Was ist Ihr akademischer/beruflicher Hintergrund? 

Ich habe meinen Universitätsabschluss in der Ukraine gemacht. Ich habe ein Diplom als Wirtschaftsingenieurin von der Nationalen Universität „Lvivska Polytechnika“ in Lviv, wo ich auch meine Doktorarbeit im Bereich Tourismusmanagement und regionale Entwicklung geschrieben habe. Dabei habe ich einen Teil der Doktorarbeit im Rahmen eines DAAD-Forschungsaufenthalts in Deutschland geschrieben. Ich habe insgesamt, zum Teil auch überschneidend, in drei Ländern gearbeitet. Zunächst habe ich zehn Jahre an meiner Alma Mater als Dozentin gearbeitet, dann fünf Jahre an der Fachhochschule für Wirtschaft in Bydgoszcz, Polen und darauf habe ich drei Jahre im Vertrieb für das deutsche Unternehmen Unland GmbH gearbeitet, ehe ich dann eine Professur an der Karlshochschule International University Karlsruhe übernahm. Seit 2010 bin ich an der Hochschule Heilbronn, wo ich seit 2012 Auslandsbeauftragte und seit 2021 Prodekanin für Internationalisierung bin.

Was hat Sie motiviert, sich für eine Karriere in der Wissenschaft/Forschung zu entscheiden?

Man könnte sagen, dass es eine gewissen Tradition in meiner Familie gibt. Ich hatte weibliche Vorbilder in meiner ukrainischen Familie, aber auch während meines Studiums, die mich dazu motivierten, eine wissenschaftliche Karriere anzustreben.

Was inspiriert Sie, in Ihrem Fachbereich zu bleiben und weiterzumachen?

Mich inspiriert das sich ständig verändernde Umfeld. Es gibt sehr viel Wandel in der Gesellschaft durch Themen wie den Klimawandel oder neue Technologien und wir müssen darauf reagieren und unsere Lehre entsprechend anpassen. Mich inspiriert der Kontakt zu den Studierenden als junge innovative Menschen. Mir gefällt es mein Wissen und meine Erfahrungen zu teilen, aber gleichzeitig auch von anderen zu lernen. Außerdem motiviert es mich mit netten Kolleginnen und Kollegen, die am gleichen Strang ziehen, zusammenzuarbeiten.

Worauf sind Sie stolz?

Ich bin stolz darauf, dass ich in drei verschiedenen Ländern für längere Zeit gearbeitet habe und überall einen Wert beitragen konnte. Dabei habe ich in vier verschiedenen Sprachen unterrichtet: Ukrainisch, Polnisch, Englisch und Deutsch. Deutsch habe ich erst mit 21 gelernt für eine Summerschool in Österreich, und jetzt ist es meine wichtigste Berufssprache. Außerdem bin ich stolz auf die kollektive Leistung in der Fakultät in Bezug auf die Internationalisierungsarbeit mit ihren vielen Themen, Aspekten und Projekten.

Was sind Ihre Zukunftspläne für Ihre Karriere? ​

Im Bereich „Internationalisierung“ der Fakultät streben wir immer wieder neue Projekte an, die uns helfen die Kooperation mit unseren PHS zu erweitern und unsere Internationalisierung bunter zu machen, in Anlehnung an ein sich ständig veränderndes akademisches Umfeld. 

Da meine freie Zeit überdies aktuell durch Pflegeaufgaben in Anspruch genommen wird, bleiben mir im Moment wenig Kapazitäten um neue Projekte zu planen. Wenn man so wenig Zeit hat, dann ist es wichtig, dass man ein gutes Hobby findet, da der Ausgleich sehr wichtig ist. Deswegen bin ich im Juli letzten Jahres  dem Philharmonischen Chor Heilbronn e.V. beigetreten.

Was ist eine Fähigkeit oder Eigenschaft, die Sie erst spät in Ihrer Karriere erkannt haben und die Sie für wichtig halten? 

Man sollte eine gewissen Flexibilität im Umgang mit Menschen mitbringen. Früher war ich etwas stur, aber habe dann gelernt kompromissbereit zu sein.

Auch kulturelle Flexibilität ist sehr wichtig, was ich durch meine Arbeit an unterschiedlichen Universitäten in unterschiedlichen Ländern gelernt habe. Beispielsweise, dass die Hierarchiestrukturen in Deutschland zwischen Studierenden und Lehrpersonen anders sind. Darauf war ich zunächst nicht vorbereitet, aber dann habe ich es gelernt.

Was ist Ihr Rat an Frauen, die mit dem Gedanken spielen, eine Karriere in der Wissenschaft zu beginnen?

Einfach Mut haben. Viele Beispiele von Frauen zeigen, dass es möglich ist. Ich empfehle es, gut und clever zu planen und den gesamten Pfad vor Augen haben, v.a. wenn man auch Familie einplanen möchte. Man sollte nichts dem Zufall überlassen. Wichtig ist auch, dass man ein unterstützendes Umfeld hat, z.B. aus Freunden und Familie. Die Rolle der Familie, die eine Frau als Mutter, aber auch als Akademikerin unterstützt, ist enorm.

Am 11. Februar findet jährlich der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft statt. Der Aktionstag würdigt die entscheidende Rolle von Frauen und Mädchen in Wissenschaft und Technik, er soll ermutigen, fördern und unterstützen. 

In diesem Rahmen möchte das Referat für Gleichstellung und Diversität die Leistungen von Wissenschaftlerinnen der Hochschule Heilbronn in den Fokus rücken. In den Wochen bis zum Girls Day, dem 25.04.24, stellen sich die Wissenschaftlerinnen vor, geben Einblick in ihre Arbeit und nennen Beweggründe für eine wissenschaftliche Karriere.