Foto von Robin Afamefuna

19. Nov. 202516:30 - 18:00

Int. Männertag: Profifußballer Robin Afamefuna über "Moderne Männlichkeit"

Hochschule Heilbronn

| Aula TechCampus

Wie prägen Männlichkeitsbilder junge Männer – und was bedeutet „moderne Männlichkeit“ heute?

Anlässlich des Internationalen Männertags am 19. November kommt Profifußballer und Kulturanthropologe Robin Afamefuna nach Heilbronn und spricht über seine persönlichen Erfahrungen mit stereotypen Männlichkeitsbildern im Sport und Alltag.

Mit ihm erwartet uns ein spannender Vortrag, bei dem Männlichkeit kritisch und differenziert betrachtet wird. Der Referent beleuchtet dabei Männlichkeit aus verschiedenen Perspektiven und gibt Impulse für die anschließende offene Gesprächsrunde über männliche Identitäten.

"Als Profifußballer wurde ich in meiner Entwicklung selbst stark von typischen Männlichkeitsbildern geprägt. Ich erlebe tagtäglich sogenannte „männliche Ideale“, die einem suggerierten stark, unnahbar und kontrolliert sein zu müssen, aber nie verletzlich sein dürfen.

Auf der anderen Seite hatte ich das große Glück, auch ganz andere Erfahrungen zu machen. So gab es Männer in meinem Umfeld, die sich „anders“ verhalten haben. Männer, die einfühlend mit ihren Mitmenschen umgegangen sind, obwohl sie in Führungspositionen waren. Männer, die sich positioniert haben, wenn sich in der Kabine abfällig über Frauen geäußert wurde. Männer, die Emotionen zeigten, wenn man das Spiel verloren hat."

Im Zentrum des Vortrags stehen Fragen wie:

  • Welchen Einfluss haben nach wie vor sehr patriarchale Geschlechterstereotype in unserer Gesellschaft auf den Sozialisationsprozess von heranwachsenden Jungen?

  • Was muss sich ändern, damit Männer aufhören zu glauben, dass man nur dann ein „richtiger Mann“ ist, wenn man nichts von anderen braucht, also ohne jegliche Hilfe und Unterstützung auskommen kann?

Männlichkeit neu denken heißt auch, Machtverhältnisse zu hinterfragen und nicht nur sich selbst in Frage zu stellen. Und wo fange ich am besten an, wenn ich das Denken verändern will? Wie kann vermittelt werden, dass sich Männlichkeit verändern darf, ohne dass man sich selbst verliert. Ohne, dass mein eigenes Identitätsverständnis ins Wanken gerät?

bell hooks, Männer, Männlichkeit und Liebe, Seite 27

„Jedes Kind, auch Jungen, kommt auf die Welt und will lieben und von seinen Eltern geliebt werden. Vierzig Jahre Forschung über emotionale Bindung zeigen, dass Kinder ohne sie sterben oder schwere emotionale Schäden erleiden.“

bell hooks, Männer, Männlichkeit und Liebe, Seite 27

bell hooks legt in ihrem Buch Männer, Männlichkeit und Liebe einen Schwerpunkt auf die Erziehung von Jungs und bemängelt, dass kaum jemand über die Auswirkungen des Patriarchats im Bezug zum Sozialisationsprozess von Jungen spricht. Wir müssen offen aussprechen, wie das patriarchale Denken uns verblendet und das Gefühlsleben von Jungen systematisch entwertet. Solange patriarchale Männlichkeitsvorstellungen vorherrschen, kann, laut bell hooks, Jungen kein echtes, vollständiges Ausdrücken von Gefühlen beigebracht werden.

Was brauchen Jungs heute für Vorbilder?

"Für mich selbst war es wichtig, im Fußballkontext, zu begreifen, dass das Männlichkeitsbild, das dort vermittelt wird, nicht dem entspricht, was ich fühle und wie ich eigentlich sein will. Und hierfür braucht es einen Raum. Einen Weg, der vermittelt, dass es gut ist, sich so zu fühlen und dass es richtig ist, so zu sein, wie man ist und nicht ständig versuchen sollte, so zu sein, wie es einem vorgeschrieben, oder auch vorgemacht wird.
Mir geht es bei meiner Forschung in einem zukünftigen möglichen Modell nicht darum Jungs zu kritisieren, wenn sie typisch männliche Symbole in ihrer eigenen Mode aufgreifen, oder viel Zeit mit dem eigenen Styling und dem Muskelaufbau verbringen. Mir geht es in erster Linie darum den Jungs zu vermitteln: 

Wir dürfen den Kontakt zu unseren Gefühlen nicht verlieren. Es ist wichtig, benennen zu können, was unsere Bedürfnisse sind. Dass Gefühle zeigen eben nichts mit Schwäche zu tun hat, sondern, ganz im Gegenteil, etwas ist, was mutig und vor allem etwas ist, was wir von Frauen lernen können."

Robin Afamefuna

Robin Afamefuna ist Profifußballer bei Fortuna Köln in der Regionalliga West und Kapitän der ersten Mannschaft. Neben seiner sportlichen Karriere ist er Kulturanthropologe mit einem Masterabschluss in Transkulturellen Studien von der Universität Bonn. Aktuell ist er in der Vorbereitung zur Promotion.

In seinem Forschungsschwerpunkt befasst er sich unter anderem mit Sexismus und sexualisierter Gewalt im Fußball, insbesondere mit Fokus auf den Erfahrungen von Schiedsrichterinnen im Profi- und Amateurbereich. Die forschende Arbeit ergänzt Robin durch sein eigenes Erfahrungswissen aus dem Fußballalltag – er kennt die Strukturen nicht nur von außen, sondern lebt in und mit diesen Strukturen selbst als aktiver Spieler.

Als Referent engagiert er sich bundesweit aktiv für Antidiskriminierung und gegen Rassismus – in Bildungsinstitutionen, bei Fachkonferenzen und im Kulturbereich.

Er referiert über Themen wie diskriminierungsfreie Räume im Sport, patriarchale Männlichkeitsbilder, mentale Gesundheit und soziale Verantwortung. Sein Ziel ist es, gesellschaftliche Themen leichter zugänglich zu gestalten – besonders für junge Menschen, die in komplexen gesellschaftlichen Strukturen und durch die aktuellen Weltgeschenissen, oft überfordert scheinen.

Mit seiner abgeschlossenen Trainer-C-Lizenz bringt Robin zudem praktische Erfahrung in der Jugendförderung mit. Er kennt die Herausforderungen im Leistungs- und Breitensport aus Sicht des Spielers wie auch des Trainers – und nutzt diese Einblicke, um konkrete Veränderungsimpulse zu setzen, insbesondere im Umgang mit jungen Spieler*innen.

Robin ist Teil verschiedener zivilgesellschaftlicher Projekte. In Kooperation mit dem Mieterverein Köln setzt er sich für eine diskriminierungsfreie Wohnungsvergabe ein. In ganz unterschiedlichen Initiativen bringt er seine Expertise ein, wenn es um den Zugang zu diskriminierungsfreien Teilhabe, faire Chancen und strukturelle Gerechtigkeit geht.

Moderne Männlichkeit

An der Hochschule Heilbronn möchten wir dem Thema "Männlichkeit" Raum geben. Es wird schon früh von der Gesellschaft festgelegt, wie Jungen und Männer zu sein haben und welchen Weg sie einzuschlagen haben. Doch sie durften noch nie einfach sein, wie sie möchten.

Die Antwort auf dieses Dilemma heißt: Gleichberechtigung.

Grafik in Form einer Briefmarke. Im Inneren steht der Text: 'Der Raum, den Jungen und Männer haben, um ihre Identität auszuprobieren und zu leben, passt auf eine Briefmarke. Das reicht nicht.' Unten rechts befindet sich ein rundes Logo mit der Aufschrift 'Du bist hier richtig' und einem blauen Standort-Pin-Symbol.

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