Überbetriebliche Datenqualität 

Dipl.-Inf. Thomas Schäffer
Motivation und Problemstellung 

Erhöhte Digitalisierung in Wirtschaft und Ge-sellschaft erfordert drastische Veränderungen in den Unternehmen. Laut BDI-Studie in 2015 wird die Unternehmensvernetzung stetig wachsen und sich eine Verschiebung von starren Wertschöpfungsketten hin zu dyna- mischen Wertschöpfungsnetzwerken ein-stellen. Stammdaten bilden die Grundlage der digitalen Wirtschaft und sind für den Infor-mationsaustausch innerhalb von Unterneh- mensnetzwerken von essentieller Bedeutung. Das Erreichen und die Sicherstellung eines angemessenen Maßes an Stammdatenqualität ist eine kritische Voraussetzung für eine effiziente und effektive unternehmensüber- greifende Zusammenarbeit. Sowohl aus der wissenschaftlichen als auch aus der prak- tischen Perspektive ist jedoch zu erkennen, dass die Stammdatenübermittlung, das heißt, unternehmensübergreifende Übertragung von Stammdaten, ein problematischer, fehler- anfälliger, arbeitsintensiver und kostspieliger Prozess in vielen Unternehmen ist.

Unternehmensübergreifende Stamm- datenqualität                                                              In Experteninterviews und -workshops konnten gravierende geschäftliche Probleme infolge mangelnder Stammdatenqualität in den Unter- nehmen identifiziert werden. Eine mangelhafte Stammdatenqualität ist beispielsweise dann gegeben, wenn die Stammdaten nicht voll- ständig sind oder fehlerhafte Inhalte enthalten. Typische Beispiele für unternehmensüber-

greifende Stammdatenprobleme sind nicht korrekte Zolltarifnummer, fehlende Abmaße und Gewichte, unvollständige technische Beschreibungen oder nicht aktuelle Konditionen und Preise. Für viele dieser Stammdatenprobleme ist der Fehlerver-ursacher der Daten-Lieferant. Da dieser die angeforderten Stammdaten nicht in aus-

reichender Qualität dem Datennutzer zur Verfügung stellt. Auf der anderen Seite sind  die Daten-Nutzer meist nicht in der Lage die Anforderungen an die Stammdatenqualität eindeutig zu spezifizieren bzw. führen keine systematische Qualitätsprüfung der ange- lieferten Stammdaten durch. Die Unternehmen haben somit einen erheblichen Aufwand, die fehlerhaft übermittelten Stammdaten zu identifizieren und zu beheben. Insgesamt führt eine mangelhafte Stammdatenqualität zu Umsatzverlusten, Kostensteigerungen oder Imageschäden in den Unternehmen.    

Forschungsbedarf eines Hilfsmittels          Die bisherigen Analyseergebnisse lassen interessant- erweise erkennen, dass Basis-technologien und Standards (wie EDI-Verbindungen, Produktidenti- fikation und Klassifizierungsstandards, Online-Produkt- kataloge und Datenpools, etc.) nur teilweise  bis gar nicht den Vereinbarungsprozess einer angemessenen Stammdatenqualität unter-stützen. Ein Hilfsmittel zur bilateralen Verein-barung und Validierung der Stammdaten-qualität wird deshalb von den Stammdaten-experten auf dem Weg zu einer weitgehend 

automatischen Verarbeitung der übermittelten Stammdaten als richtungsweisend eingestuft und ist für eine Maschine-zu-Maschine-Kommunikation im Rahmen von Industrie 4.0 unabdingbar.


Zielsetzung und erwartete Ergebnisse        Das Promotionsvorhaben beschäftigt sich somit im Konkreten mit der Entwicklung und Evaluierung eines Hilfsmittels, mit dem zwei Unternehmen eine Vereinbarung und Prüfung des Qualitätsniveaus für Stammdaten, die zwischen den Unternehmen übertragen werden, weitgehend automatisiert durchführen können. Das Ziel der Forschungsarbeit ist die Entwicklung einer Vorgehensweise zur Ver-einbarung eines Qualitätsvertrags für Stamm-daten zwischen Unternehmen. Ferner sind    zur Prüfung und Sicherstellung der Stamm-datenqualität entsprechende Methoden         zur Beschreibung, Übermittlung und Über-prüfung der Qualitätsanforderungen erfor-derlich. Für die Evaluierung des Hilfsmittels dient ein Software-Prototyp.