Bewertungskriterien für Abschluss- und Seminararbeiten

A) Für schriftliche Seminararbeiten und Abschlussarbeiten

I) Formale Kriterien

  • Wurden die allgemein anerkannten Grundsätze wissenschaftlicher Arbeitsweise beachtet (Übernahme fremden Gedankenguts muss stets gekennzeichnet werden, richtige und einheitliche Zitierweise, Literatur­verzeichnis vollständig und geordnet etc.)? In den Studiengängen BU und MU ergeben sich die verbindlichen Grundsätze für wissenschaftliche Arbeiten aus dem Standardwerk von Manuel René Theisen, Wissenschaftliches Arbeiten, Verlag Vahlen, in der jeweils aktuellen Auflage.
  • Eingereichten Arbeiten werden stichprobenartig mit einer professionellen Software auf nicht oder nicht richtig gekennzeichnete Übernahmen aus fremden Quellen überprüft! Die Nichtbeachtung der Grundregeln wissenschaftlichen Arbeitens führt stets zur Abwertung und bei erheblichen Mängeln auch zwingend zum Nichtbestehen!
  • Wie ist die äußere Form der Arbeit (Gestaltung, Typographie, Graphiken, Silbentrennung etc.)?
  • Wie ist das sprachliche Niveau der Arbeit (Rechtschreibung, Stil, Absatzbildung etc.)?
  • Wurde die Arbeit rechtzeitig und vollständig abgegeben ? Ich habe in meiner Laufbahn als Dozent schon so viele Festplattencrashs, Rechnerabstürze und Spontanerkrankungen am letzten Tag vor dem Abgabetermin erlebt, daß ich da etwas misstrauisch bin.
  • Wurden die festgelegten Mindestseitenzahlen eingehalten? Überschreitungen in vernünftigem Rahmen sollten vorher mit mir besprochen werden, sind aber zumeist kein Problem. Engagement wird zwar vielleicht nicht immer so belohnt, wie sich Studierende das vorstellen, aber niemals bestraft.

II) Inhaltliche Kriterien

  • War das Thema besonders schwierig (komplex, fremde Materie, hoher Einarbeitungsaufwand, sehr trocken) oder besonders leicht (deskriptiv, interessant, modisch, eingängig etc.) oder war die Materialsammlung besonders schwierig oder besonders leicht (z. B. weil ich Material zur Verfügung gestellt habe oder es darüber bereits x Publikationen gibt ?). Auch bei praktischen Arbeiten spielt der Schwierigkeitsgrad der Aufgabe eine wichtige Rolle. Generell gilt: Keine Angst vor unbekannten, schwierigen oder auch vermeintlich trockenen Themen! Bei den besonders beliebten interessanten und vermeintlich auch leichten, weil bekannten Themen sind meine Erwartungen in der Regel auch entsprechend höher.
  • Wurde das von mir vorgegebene Thema getroffen (bei Seminararbeiten mit vorgegebenen Thema)? Bei Abschlussarbeiten obliegt es Ihnen, das endgültige Thema bei der Abgabe so präzise und passend zu formulieren, dass es auch zum Inhalt passt.
  • Wie hoch war der investierte Arbeitsaufwand? Ohne Fleiß kein Preis! Der Fleiß drückt sich nicht nur im Umfang der Arbeit (insbesondere in der Seitenzahl), sondern vor allem auch in deren Genauigkeit, Informationsdichte, Schlüssigkeit, Aktualität etc. aus. Auch bei empirischen Untersuchungen spielt der methodische und wissenschaftliche Aufwand eine wichtige Rolle.
  • Sind Gliederung und Aufbau logisch, in sich geschlossen etc., stimmt die inhaltliche Gewichtung der einzelnen Gliederungspunkte im Verhältnis zu einander? Lässt die Arbeit somit einen durchgängigen roten Faden (d.h. eine logische innere Struktur) erkennen?
  • Wie sieht es mit Informationsdichte, Tiefgang, Richtigkeit, Vollständigkeit, Überzeugungskraft etc. der Arbeit aus? Mir ist zumeist nicht wichtig, welche Meinung sie zu einem Thema vertreten (Sie wissen ja: zwei Juristen = drei Meinungen), sondern wie Sie argumentieren!
  • Ist die Arbeit verständlich, gut lesbar etc., wozu auch Schaubilder, Grafiken, Fall-Beispiele etc. in vernünftigem Umfang beitragen? Dieses Kriterium steht in Wechselwirkung mit dem Schwierigkeitsgrad. Leichte Themen sind in der Regel auch leicht verständlich. Bei schwierigen Themen ist der Aufwand höher, um sie dem Leser nahe zu bringen.
  • In welchem Ausmaß wurde eigenes Verständnis für das Thema entwickelt? Ist eine eigene Leistung des Verfassers erkennbar oder beschränkt sich die Arbeit auf die bloße Aneinanderreihung fremder Ergebnisse und Meinungen ohne eigene Stellungnahme? Achten Sie daher unbedingt auch auf ein ausführliches Fazit, ein eingehendes Schlusswort oder einen Ausblick.
  • Bei praktischen Abschlussarbeiten: Wie hoch ist der praktische Nutzen, die praktische Verwertbarkeit der Arbeit und ihrer Ergebnisse? Hier müssen Studierende zeigen, dass sie in der Lage sind, die an der Hochschule erlernten theoretischen Methoden auch in der Praxis anzuwenden. Zu diesem Punkt nehme ich auch manchmal mit dem firmeninternen Betreuer Rücksprache.
  • Bei theoretischen Abschlussarbeiten: Hat die Arbeit neue Erkenntnisse hervorgebracht oder zumindest eine neue und wertvolle Strukturierung oder auch nur Zusammenfassung vorhandener Erkenntnisse? Dieses wichtige Kriterium vor allem ist es, das bei vielen theoretischen Arbeiten zu einer Abwertung führt. Theoretische Arbeiten enthalten oft einfach zu wenig Neues.
  • Wie hoch war der Betreuungsaufwand? Musste der Verfasser/die Verfasserin praktisch bei jedem kleinen Schritt an der Hand genommen werden oder erfolgte die Bearbeitung weitgehend selbständig? In Zweifelsfällen gar nicht beim Dozenten nachzufragen, ist ganz falsch, weil das Risiko besteht, das Thema komplett zu verfehlen. Aber wirklich bei jeder Kleinigkeit fragen, ist eben auch zu viel. Im Zweifel gilt aber: Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig gefragt!
  • Wurde das vorhandene Quellenmaterial umfassend ausgewertet (Zahl der verwendeten Publika­tionen, Gründlichkeit der Recherche, nicht nur Standardwerke, sondern auch Zeitschriften, Firmenmaterial etc.)? Grundsätzlich sind von erschienenen Werken jeweils neuesten Auflagen zu benutzen! Ältere Literatur darf und muss verwendet werden, wenn es nichts Neues gibt. Gerade wichtige Erkenntnisse sind oft zeitlos gültig.

B) Ergänzende Kriterien für Vorträge und Präsentationen

  • Für Präsentationen und Vorträge gelten in inhaltlicher Hinsicht grundsätzlich die gleichen Kriterien wie für schriftliche Arbeiten (siehe oben). Auch hier spielen Arbeitsaufwand, eigenes Verständnis, Verständlichkeit, Logik, Geschlossenheit, Informationsgewinn, Tiefgang die zentrale Rolle bei der Bewertung. Häufig kann in der vorgegebenen Zeit nicht das gesamte Thema dargestellt werden. Hier ist weniger oft mehr .Hinzu kommen noch vortragstypische Kriterien:

  • Auftreten, Sprache, Mimik, Gestik, Blickkontakt, Stellung zum Projektor, Beamer etc.
  • Präsentationsaufwand, Medieneinsatz, angemessene Mediengestaltung. Folienkino wird nicht honoriert, überflüssige Gimmicks und Animationen auch nicht. Langweilige reine Textfolien („Bleiwüste“) sind heute aber auch nicht mehr zeitgemäß. Die Foliengestaltung sollte in Form und Inhalt zum Thema passen.
  • Angemessenes Eingehen auf Zuhörerfragen
  • Einhaltung der vorgegebenen Zeit (!). Bei Präsentationen ist weniger oft mehr und Zeitüberschreitung wird durch Punkteabzug bestraft.
  • Entscheidend ist auch bei Präsentationen aber am Ende vor allem der Inhalt, der nach den unter A) genannten Kriterien (insbesondere Informationsdichte, Vollständigkeit, Richtigkeit, Schlüssigkeit, roter Faden etc.) bewertet wird.

C) Ergänzende Kriterien für Mitarbeit

  • Wenn Mitarbeit bewertet wird, ist regelmäßige Anwesenheit eine Selbstverständlichkeit. Wer nicht da ist, kann auch nicht mitarbeiten und wir dies spätestens bei der Benotung spüren.
  • Persönlicher Eindruck
  • Engagement, Motivation
  • Häufigkeit und Qualität freiwilliger mündlicher Beiträge
  • Soziale Intelligenz, Gruppenverhalten, Hilfsbereitschaft
  • Aktive und passive Kritikfähigkeit. Die mangelnde Fähigkeit, berechtigte fremde Kritik anzunehmen, ist eine Schwäche, die sich auch im Berufsleben stark negativ auswirkt. Und die fehlende Bereitschaft, fremde Leistungen nicht nur nichtssagend, sondern wahrheitsgemäß und kritisch zu beurteilen, zeigt einen Mangel an Persönlichkeit. Die Qualität der sogenannten Kreuzbeurteilungen, die ich bei einzelnen Veranstaltungen verlangen, spielt daher eine große Rolle für die Bewertung der Mitarbeit.

D) Endnote

  • Die Endnote für eine Abschlussarbeit, eine Seminararbeit oder eine zusammengesetzte Leistung lässt sich nicht schematisch aus den Einzelleistungen ermitteln. Entscheidend ist der Gesamteindruck unter Berücksichtigung aller Aspekte. Auch das Leistungsniveau der Gruppe spielt dabei eine Rolle. Und bei Abschlussarbeiten kann sich auch die Lebensleistung während des Studiums insgesamt positiv auswirken. Manche Studierende haben einfach Pech und erwischen bei der Abschlussarbeit die falsche Firma oder das falsche Thema. Das gleiche ich ein bißchen aus, wenn zuvor hervorragende Leistungen erbracht wurden.