Interview mit Dr. Gabriella Lambrecht 

1. An welchen Themen arbeiten bei dir die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in deiner Gruppe Trainings and Qualification?

Gabriella Lambrecht: Unser Fokus liegt auf der Weiterqualifizierung, insbesondere für KMU in der Region Heilbronn-Franken. Wir entwickeln individuelle Lösungen, um Unternehmen auf den Einsatz von KI vorzubereiten und deren aktuellen Stand zu analysieren. Dazu erstellen wir maßgeschneiderte Weiterbildungsangebote.

In der Region gibt es bereits vielfältige Bildungsangebote: Die DHBW bietet mit dem Center of Advanced Studies (DHBW CAS) verschiedenste Weiterbildungen im Bereich KI an, die TUM Campus Heilbronn gGmbH stellt auch Kurse in Digitalisierung und Leadership bereit. Die Hochschule Heilbronn und das HILL haben ebenfalls zu diesen Themen eine große Bandbreite an Studiengängen und Zertifikatskursen im Angebot. Zudem gibt es ja auch die Online-Lernplattform KI Campus, die von unseren Wissenschaftlern unterstützt wird und natürlich das große Angebot der IHK.

Wir arbeiten eng mit regionalen Partnern zusammen, um bestehende Kontakte zu vertiefen. Wichtig ist, dass wir nicht nur akademische Weiterbildungsangebote schaffen. Jeder, unabhängig vom Bildungsabschluss, sollte lernen, mit KI umzugehen. KI wird immer mehr Teil unseres Alltags, und gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ist es entscheidend, das Potenzial von KI zu erkennen und zu nutzen.

2. Wie trägt diese Forschung dazu bei, den Aufbau des RIZ AI TRAQC voranzutreiben? 

Gabriella Lambrecht: Bei uns spielt Forschung eine große Rolle, wir sind aber zugleich praktisch tätig. Ich bin Projektkoordinatorin an der DHBW, zusammen mit Claudia Münch-Dinkel im Education Support Center, wo wir unter anderem Forschungsprojekte durchführen, die wir dann konkret an unserer Hochschule pilotieren und danach möglichst in den Studienbetrieb integrieren. Unser Fokus liegt auf der Umsetzung.

In unserem Projekt AI TRAQC Trainings & Qualification arbeiten wir eng mit Wissenschaftler:innen der DHBW, wie Dr. Britta Lintfert und Regine Martschiske, sowie Prof. Dr. Daniela Wiehenbrauk und Prof. Dr. Andreas Reichert zusammen, Dr. Annelie Rothe-Wulf und Prof. Dr. Nicola Marsden, Prof. Dr. Michael Ruf und Heike Koziel von der HHN bzw. HILL, die ihre Forschungsexpertise einbringen. Unser Ziel ist es, zu forschen und dabei auch praktikable Lösungen zu entwickeln. Unternehmen profitieren von forschungsgeleiteter Einführung von KI und KI-Weiterqualifikationen, da dies die Qualität erhöht.

Wir haben Expertise-Interviews mit Unternehmen durchgeführt, die KI bereits nutzen, um deren Erfahrungen zu analysieren. Ein Resultat war, dass Weiterbildungen unbedingt fachspezifisch und gerne auch niederschwellig im Einstieg angeboten werden müssen, da verschiedene Rollen unterschiedliche Anforderungen haben. Unsere 2024 durchgeführten Umfragen haben dies bestätigt. Auch die Kompetenzvermittlung über das eigentliche Fachwissen hinaus spielt eine enorme Rolle.

Der Schwerpunkt liegt derzeit auf der Beratung zu Weiterbildungsangeboten. Viele Unternehmen wünschen sich Fortbildungen, haben aber keinen Überblick über die verfügbaren Angebote in der Region. Eine unserer Hauptaufgaben ist es, zu ermitteln, wo Unternehmen und Mitarbeitende stehen, welche Kompetenzen sie bereits mitbringen und welche Weiterbildungen passend sind.

Da wo wir im Rahmen von AITRAQC Trainings & Qualification Lücken ausmachen, entwickeln wir selbst Weiterbildungsformate, bieten Netzwerk-Veranstaltungen und KI-Online-Themenreihen, wie z.B. die „schlaue Mittagspause“, die von unseren Kolleginnen Caroline Hoffmann und Annet-Katrin Klevcov von der TUM Campus Heilbronn gGmbH umgesetzt wird.

3. Die Region Heilbronn Fragen und das KI Ökosystem befinden sich im Wandel. Was ist deine persönliche Vision für das Projekt RIZ AI TRAQC und was wünschst du dir auch für die zukünftige Entwicklung der Region?

Die Arbeitsmarkttransformation ist nicht aufzuhalten – die Digitalisierung wird kommen, und die Unternehmen müssen sich darauf einstellen. Die Frage ist, ob sie die Chancen erkennen oder überrollt werden. Und mir ist es wichtig, mit dem Projekt einen Beitrag dazu zu leisten, dass Digitalisierung als Unterstützung, als Hilfsmittel begriffen wird und die Region weiter voranbringt, weil sie wirklich viel Potenzial bietet. Wir haben einige Hidden Champions in der Region, vor allem in der Industrie und Fertigung. Allerdings sehen wir auch, dass Unternehmen Stellen abbauen.

Gerade kleine und mittlere Unternehmen können durch KI auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken und Mitarbeitende von repetitiven Aufgaben entlasten, sodass sie sich auf „wertschöpfende“ Tätigkeiten konzentrieren können. Automatisierung und Digitalisierung ist nicht aufzuhalten, aber kann durchaus sinnvoll umgesetzt werden. Chatbots sind ein weiteres Beispiel: Sie können repetitive Anfragen effizient bearbeiten. Dadurch bleibt mehr Zeit für komplexe Fragen, die persönliche Beratung erfordern.

4. Wo siehst du das Projekt AI TRAQC in 2027 zum Ende der Laufzeit? Was ist deine Vision?

Gabriella Lambrecht: Meine Vision für AI TRAQC im Jahr 2027 ist, dass wir uns in der Region als neutrale Beratungsstelle und Weiterbildungsstelle etabliert haben. Wir sind keine wirtschaftliche Institution, sondern durch Hochschulen und Forschung gegründet, was uns eine objektive Position ermöglicht. Ich wünsche mir, dass Unternehmen, die KI implementieren oder Fragen zur Weiterentwicklung ihrer Mitarbeitenden haben, auf uns zukommen. Wenn KI allgegenwärtig ist, wird die Wartung und Aktualisierung von Daten ein wichtiges Thema, besonders auch im Data Science Center. Zudem wird die Weiterbildung von Mitarbeitenden aufgrund sich verändernder Arbeitsfelder stets relevant sein. Ich wünsche mir in 2027, dass wir als vertrauenswürdiger Partner bekannt sind, der individuelle, neutrale Beratung bietet und Unternehmen wirklich weiterbringt.

5. Was macht die Arbeit bei der DHBW und als Teilprojektleiterin von AITRAQC für dich besonders?

Gabriella Lambrecht:  Ich arbeite seit 2020 an der DHBW und genieße meine Tätigkeit dort sehr. Besonders schätze ich unser tolles Team, die guten und offenen Kommunikationsstrukturen. Beruflich macht für mich das duale System die DHBW besonders: Unsere Studierenden sind von Anfang an im Berufsleben und lernen gleichzeitig. Dadurch sind wir eng mit den Unternehmen in der Region Heilbronn-Franken verbunden und können Theorie und Praxis wunderbar aufeinander abstimmen. Innerhalb meiner Tätigkeit nun an der DHBW Heilbronn steht auch stets die Praxis im Vordergrund, besonders im Kontext von AI TRAQC. Was die Arbeit im AI TRAQC-Projekt besonders macht, ist die institutionsübergreifende Zusammenarbeit. Ein zentraler Aspekt ist der Einblick und das Verständnis für die anderen Partnerinstitutionen auf dem Bildungscampus. Es ist wichtig zu wissen, was sie anbieten und wie man sich ergänzen kann. Ein persönlicher Mehrwert für mich sind die Verbundtreffen, bei denen man viel über die Veranstaltungen der anderen Hochschulen erfährt. So konnten wir auch gemeinsam beim KI-Festival auftreten.

6. Was sind deine persönlichen Highlights in der Region Heilbronn-Franken? Was sollte man unbedingt ausprobiert haben, wenn man hier ist?

Gabriella Lambrecht: Ich möchte nicht nur die vielen Highlights in Heilbronn erwähnen, wie die Experimenta oder den BUGA Beach. Man sollte auch das Umland erkunden, wo es viel zu entdecken gibt. Im Hohenlohischen etwa das KocherFreibad in Künzelsau, wo es im Sommer fantastische Freilichtspiele gibt, und die Sammlung Würth mit beeindruckenden Kunst-Ausstellungen. Weiter nördlich im Main-Tauber-Kreis liegt Wertheim, eine schöne Stadt mit Fachwerkhäusern und einer hervorragend erhaltenen mittelalterlichen Burg. Es gibt unglaublich viel Natur zu erleben, beispielsweise in Klettergärten oder durch Kanufahrten auf dem Kocher oder Tauber. Insgesamt finde Nordbaden und Württemberg ein großes Highlight, mit vielen Möglichkeiten zum Radfahren, Wandern in herrlichen Wäldern, Schwimmen oder Kanufahren.